In Groß-Rohrheim treten Musiker auf, die ein Kontrastprogramm bieten – Tosender Applaus

»Wir sind Außerirdische«, tönt Phoenix und lacht. Aha! Mal eine andere Antwort auf die ernst gemeinte Frage, welchen außergewöhnlichen, begeisternden und mitreißenden Musikstil die beiden Darmstädter der Formation »Vibes« gerade auf der offenen Bühne präsentiert hatten. Bleibt zu sagen: »Es war klasse – ein Erlebnis zum Hören, Raten und zum Sehen«, das bestätigen auch die Gäste in Groß-Rohrheim am späten Abend.

Phoenix ist Bassist. Bassisten stehen meist lässig da, sorgen für den tiefen sonoren Ton. Nicht so der dunkelhäutige Musiker mit dem markanten Gesicht. Wie ein Derwisch, wie Rumpelstilzchen ums Feuer, konzentriert im Ausdruckstanz, braucht er Raum für seinen Auftritt während er zehn Finger über die Saiten tanzen lässt.

Ganz anders, aber mindestens ebenso faszinierend, sitzt Didi auf dem Cajon. Die Schlagkiste ist sein Mittelpunkt, auf dem er fast schwebt, denn auch die Füße bedienen unterschiedliche Schlagwerke. Das Schellenband am Fußgelenk ist wie ein Minitamburin, der rechte Fuß schubst Töne aus einer Metallglocke, die Hände trommeln, mit einem Rhythmus-Ei als Ring, blitzschnelle Folgen auf dem Cajon. Mit dem Mund bedient Didi das Didgeridoo, dem er seinen Namen verdankt.

Schon allein beim Spielen entlockt man dem rohrförmigen Instrument der Aborigines beileibe nicht einfach Töne. Am Dienstagabend klappte das perfekt.

Was dabei entsteht sind eigentümliche, melodische, rhythmische Lieder, die bei längerem Zuhören zu durchaus bekannten Melodien, wie »Pink Panther«, »The Israelites« oder gar »Merry Christmas« avancieren.

»Was zwei können (What 2 can do)« prangt in weißer Schrift auf dem Shirt von Phoenix – die beiden »Außerirdischen« haben gezeigt, was zwei Menschen an Tönen, Emotionen und Performance mitteilen können. Tosender Applaus entlockt ihnen noch eine Zugabe. Die liefern sie zusammen mit Wolfgang Haselberger – einem Freund – der mit der Mandoline die exotische Performance passgenau ergänzt.

Der Abend begann mit Filmmelodien, die der Handharmonikaclub in kleiner Besetzung spielte. Die Gruppe »Tri Engel« mit Carmen Lange, Anke Scheven und Eberhard Petri setzten Akzente mit Liedern von Abba, Beatles und von den Comedian Harmonists. Liedermacher Bernd Ebert aus Groß-Zimmern gastierte erstmals in Groß-Rohrheim. Mit Eigenkreationen griff Ebert sozialkritische Themen auf.
November 2010

https://www.echo-online.de/suedhessen/bergstrasse/gross-rohrheim/Handharmonika-und-Didgeridoo;art1244,1349816